Auswahlkriterien zur Person

Die Lebensgeschichte Helmut Goldschmidts verdeutlicht die menschenverachtende Vernichtungs- und Rassenpolitik der Nationalsozialisten. Diese verbleibt nach 1933 nicht ausschließlich auf staatlicher Ebene. Die Erfahrungen Helmut Goldschmidts, nach der NS-Rasseideologie ein so genannter „Halbjude“, stellen exemplarisch dar, dass nach 1933 auch die allgemeine Bevölkerung, Mitschüler und die Schulleitungen gemäß der NS-Ideologie handeln und die jüdische Bevölkerung zunehmend ausgrenzen und diskriminieren. Als so genannter „jüdischer Mischling 2. Grades“ im März 1943 nach Auschwitz deportiert, erlebt Helmut Goldschmidt für vier Monate die Qualen in diesem Vernichtungslager. Im Anschluss daran erfolgt seine Überstellung in das KZ Buchenwald. Bis zur Befreiung durch die Amerikaner im Jahr 1945 ist er in diesem Lager interniert.

Anhand seiner Biographie kann, durch das Zeugnis eines der wenigen Auschwitz-Überlebenden, exemplarisch das Schicksal der zahlreichen in dem Vernichtungslager ermordeten Menschen rekonstruiert werden. Die späteren Äußerungen Helmut Goldschmidts über die Deportation und Haftbedingungen im Lager stellen beispielhaft das Schicksal der zahlreichen namenlosen Opfer dar, die in dem Vernichtungslager umgekommen sind. Darüber hinaus bildet das Interview eine aussagekräftige Quelle über die Haftbedingungen in dem Konzentrationslager Buchenwald.

Bemerkenswert ist auch der Werdegang Helmut Goldschmidts nach 1945. Trotz der schrecklichen Erlebnisse der erlittenen Diskriminierungen in den 1930er Jahren und der über zwei Jahre andauernden Haft in verschiedenen Konzentrationslagern kehrt er, anders als viele andere jüdische Opfer, in seine Heimatstadt Köln zurück und macht sich daran, nach den Verbrechen der Vergangenheit die jüdische Gemeinde in Köln wieder aufzubauen. Bereits Ende der 1940er Jahre plant er als Architekt den Wiederaufbau der in dem Novemberpogrom 1938 zerstörten Kölner Synagoge. Zahlreiche Synagogenbauten in ganz Nordrhein-Westfalen folgen. Seine Lebensgeschichte ist auch ein Zeugnis des mutigen Umgangs mit der NS-Vergangenheit und dem eigenen Schicksal als Opfer dieses Systems.