Auswahlkriterien zur Quelle

Die Lebensgeschichte stützt sich in erster Linie auf die Ausführungen der Zeitzeugin selbst. Eine zentrale Quelle ist die Autobiografie Hannelore Hausmanns, die 2001 unter dem Titel „Warum? Der lange Abschied“ veröffentlicht wurde. Ferner existiert ein dreistündiges Videointerview, das mit Frau Hausmann im Sommer 2003 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln geführt wurde. In diesem Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen in der NS-Zeit und der schwierigen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Zusammen ergeben beide Dokumente eine dichte subjektive Überlieferung. Die Eindringlichkeit dieser Erinnerung wird besonders im Videointerview über Stimme, Gestik und Mimik transportiert. Ausgewählte Passagen aus dem Video sind im Lebensgeschichtlichen Netz abrufbar.

Zahlreiche private Fotos und Dokumente ergänzen und belegen die mündlichen Aussagen. Familienbilder, Schulzeugnisse und Briefe liefern nicht nur Einblicke in die Alltagswelt der Familie, sondern geben am Beispiel der Familie Hausmann den oftmals anonymisierten Opfern des Nationalsozialismus auch ein Gesicht. Insbesondere die Abschiedsbriefe Siegbert Hausmanns an seine Kinder und die Postkarte aus Theresienstadt sind in diesem Zusammenhang von unschätzbarem Wert.

Quellenkritisch ist anzumerken, dass die Erinnerung Hannelore Hausmanns - wie alle Erinnerungen - subjektiven Charakter hat. Sie gibt die Vergangenheit weder so wieder, wie sie „objektiv“ war noch wie sie von Frau Hausmann damals erfahren wurde. Denn Erinnerungen verändern sich im Laufe der Jahrzehnte: Bestimmte Momente werden vergessen, andere korrigiert oder uminterpretiert. Dieser Prozess ist beim Umgang mit subjektiven Quellen immer zu berücksichtigen. Auch Frau Hausmann ist dieser Prozess bewusst und sie geht offen mit ihm um. So erklärt sie im Videointerview, dass sie manche Details ihres Lebens in der Illegalität nicht mehr wusste und erst im Gespräch mit ehemaligen Helferinnen und Helfern wieder rekonstruieren konnte. Vor diesem Hintergrund und der Prüfung grundlegender Fakten kann die Lebensgeschichte Frau Hausmanns als authentisch angesehen werden.