Auswahlkriterien zur Person

Die Biografien, die vom Aktiven Museum Südwestfalen zu diesem Projekt bisher erarbeitet wurden, haben vor allem zwei Gemeinsamkeiten: Es handelt sich um Biografien junger jüdischer Menschen, die alle einmal die Synagoge in Siegen besucht haben. Ihre Lebensläufe sind nicht spektakulär. Sie waren oder wurden weder bekannt noch berühmt. Es sind Geschichten von Menschen wie „du und ich“, deren Religion jüdisch war (ist).

Bei der Auswahl der Biografien wurden zumeist Personen ausgesucht, die den Nationalsozialismus überlebten. Leitgedanke war hierbei, dass diese Biografien im Internet vor allem von jüngeren Menschen – vielfach noch Schülerinnen und Schüler – gelesen werden. Sie stehen altersmäßig den beschriebenen Kindern und Jugendlichen nahe. Ihnen soll damit zweierlei vermittelt werden:

Einmal belegen einige Biografien, dass es schon im jugendlichen Alter lebensrettend sein konnte, eigene Entscheidungen zu treffen. Dadurch erfahren sie, dass die auch heute in unserer Demokratie verbreitete Meinung „Wir können daran sowieso nichts ändern!“ falsch ist. Zum anderen erkennen sie anhand einiger Biografien, dass es selbst in einer Diktatur einen Handlungs- und Ermessensspielraum gab. Für die vom Regime verfolgten Menschen war dieser sicher gering. Der Mehrheit der Bevölkerung hatte auch in der Diktatur damals ein breiteres Spektrum an Verhaltensmöglichkeiten, wie heute viele Geschichten und Ereignisse belegen. Dies soll die Jugendlichen ermutigen, ihre Zukunft heute aktiv und kreativ zu gestalten!

Das Leben der Betty Hochmann (Batia Holz) zeigt beispielhaft, dass auch Jugendliche Entscheidungen treffen können, die letztlich ihr gesamtes Leben bestimmen. Hätte sie auf ihre Eltern gehört, wäre sie in ihrer Geburtsstadt geblieben und mit ihnen in ein Konzentrationslager deportiert worden. Ihre Hartnäckigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen retteten ihr das Leben.