Auswahlkriterien zur Person

1933, im Jahr der Machtübernahme der Nationalsozialisten, war Düsseldorf eine katholisch geprägte Stadt mit ca. 60% Katholiken. Noch 1930 hatten die deutschen katholischen Bischöfe die nationalsozialistische Ideologie offen bekämpft. Der Rassenhaß wurde grundsätzlich als "unchristlich und unkatholisch" bezeichnet. Aber für den Fall, daß die NS-Führung positive Äußerungen über den christlichen Glauben oder mit der katholischen Lehre übereinstimmende kulturpolitische Absichten "kundgeben" sollte, wurde ein Einlenken signalisiert. Dieses mündete letztlich im Abschluß des Reichskonkordats zwischen dem Vatikan und dem Deutschen Reich am 20. Juli 1933. Aber die im Konkordat feierlich garantierte Rechtssicherheit der Kirche war nur Schein, stand nur auf dem Papier. Düsseldorf wurde zu einem Hauptaustragungsort der reichsweit geführten Auseinandersetzung zwischen Kirche und Nationalsozialismus.

Die Einschätzung, es habe nur Katholiken im Widerstand gegeben, aber keinen institutionellen katholischen Widerstand, geht sicher in die richtige Richtung. Das Verhalten der katholischen Kirche ist in breitem Maße dem Bereich der Resistenz bzw. Opposition zuzuordnen. Letztendlich war aber die katholische Kirche die einzige gesellschaftliche Großgruppe im Dritten Reich, der es gelang, den Bestand vieler ihrer Institutionen zu sichern.

Das Beispiel des katholischen Kaplans Joseph Cornelius Rossaint zeigt deutlich, dass es innerhalb der katholischen Kirche Verhaltensweisen gab, die über die Resistenz mit ihrer defensiven Grundrichtung hinausgegangen sind. Gerade der Existenzkampf der katholischen Jugend und ihrer Leiter aktivierte den Gegenwehr der gesamten katholischen Kirche und trug wesentlich dazu bei, daß die nationalsozialistische Kontrolle in einem äußerst wichtigen gesellschaftlichen Bereich, der deutschen Jugend, nicht voll durchgesetzt worden ist.