Nachkriegszeit in Solingen

Die unmittelbare Nachkriegszeit war in Solingen vor allem durch Versorgungsengpässe ge-kennzeichnet. Die britische Militärregierung setzte einen Entnazifizierungsausschuss ein. Trotz aller Schwierigkeiten nahmen die Solinger vielfach das umfangreiche Kulturangebot in An-spruch.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs fiel für Solingen auf den 17. April 1945. Die Amerikaner rückten von Osten und Süden gegen das Bergische Land vor und besetzten am 13. April Radevormwald und Hü-ckeswagen, am 17. April Solingen. Im Mai 1945 wurde die amerikanische Besatzungsmacht von den Engländern abgelöst, die ihr Hauptquartier in der Solinger Villa Kortenbach einrichteten.

Lebten 1939 noch 140.453 Menschen in der Stadt, waren es im April 1945 nur noch 105.432. Auch nach Kriegsende verminderte sich die ortsansässige Bevölkerung noch weiter. Die sich stetig ver-schlechternde Versorgungslage veranlasste viele, sich nach einem anderen Wohnort umzusehen.

Der Bevölkerung wurden Bezugsscheine für Lebensmittel und Kleidung zugeteilt, die aber oft nicht ausreichten, um die Bedürfnisse abzudecken. Aus diesem Grund entwickelte sich schnell ein florie-render Schwarzmarkt, und der Tauschhandel zwischen Besatzungstruppen und der Solinger Bevölke-rung wurde am 10. Juni 1945 bei Strafe verboten. Auch zwei Jahre später war die Versorgung noch nicht wieder ausreichend, so dass es deswegen am 11. März 1947 zu einer Massendemonstration kam. Nach einem Bericht des Gesundheitsamts betrug die durchschnittliche Gewichtsabnahme bei Erwachsenen 15-20 kg, die ansteckende Lungentuberkolose nahm in besorgniserregendem Ausmaß zu.

Trotz der schwierigen Lebensumstände erfuhr das Solinger Kulturangebot großen Anklang. Seit 1946 wurden in der Stadthalle wieder Opern und Theaterstücke aufgeführt, es fanden Kunstausstellungen, Tanzveranstaltungen und Modenschauen statt. Die Bevölkerung wollte nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren so normal wie möglich weiterleben.

Im Mai 1946 wurde in Solingen der Entnazifizierungsausschuss gebildet, dem zwölf Mitglieder ange-hörten. Er unterstand Oberstleutnant Bodington, Kommandant der Militärregierung Solingen. In Folge der Entnazifizierung schlossen viele Geschäfte – in erster Linie waren Gaststätten, Metzgereien und Lebensmittelgeschäfte betroffen.

Aus der Kommunalwahl am 13. Oktober 1946 ging die CDU als Siegerin hervor, gefolgt von der SPD, der KPD, der FDP und Zentrum.

Neufurth, Bernd: Solingen 1929-1933. Eine Studie zur Auflösung der Weimarer Republik und der nationalsozialis-tischen Machtübernahme in einer Kommune, Sankt Augustin 1984.
Rosenthal, Heinz: Solingen, Geschichte einer Stadt. Aus der Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, Duisburg 1975.
Weingartz-Perschel: „Aber wir haben das überstanden. Wirwollten ja überleben.“ Solinger Frauen erinnern sich, Solingen 1996.