Besetzung Norwegens

Im so genannten „Norwegenfeldzug“ besetzte die deutsche Wehrmacht 1940 das neutrale Norwegen und aus strategischen Gründen ebenfalls Dänemark.

Die Besetzung Norwegens war weder ideologisch motiviert noch konnte sie von Hitlers Revisionspolitik der „Schmach“ des Versailler Vertrages begründet werden. Ausschlaggebend für seine Besetzung waren allein militärstrategische und rüstungswirtschaftliche Gründe: Hitler fürchtete, dass sich die Westalliierten nach dem finnisch-sowjetischen Winterkrieg in Skandinavien festsetzen und damit im Norden eine Front gegen Deutschland eröffnen könnten. Und seine Militärs brauchten zentrale Standorte, von denen aus sie in die Handelskriegführung gegen England gehen konnten.

Gleichzeitig fürchtete Hitler, Deutschland könne so von den skandinavischen Rohstoffen wie Eisenerz und Kupfer abgeschnitten werden. So sollte der Norwegenfeldzug den deutschen Erznachschub über den norwegischen Hafen Narvik und die Ostseezugänge sichern. Norwegen war durch die zentrale strategische Bedeutung dieses Hafens als Umschlagplatz für 40 % der deutschen Eisenerzeinfuhr aus Schweden für Deutschland gleichermaßen interessant wie für die Westalliierten.

Aufgrund dieser Situation überfiel die deutsche Wehrmacht am 9. April 1940 Norwegen und aus strategischen Gründen ebenfalls Dänemark. Norwegen hatte gemeinsam mit Schweden an der nordischen Völkerbunds- und Neutralitätspolitik festgehalten, wenn es auch durch die Verleihung des Friedensnobelpreises an Carl von Ossietzky 1935 seine Ablehnung des nationalsozialistischen Regimes kundtat.

Der Feldzug dauerte zwei Monate, dabei erlitt die deutsche Kriegsmarine schwere Verluste. Am 10. Juni 1940 kapitulierte die norwegische Armee und König Hakon floh nebst der Regierung nach London, wo er eine Exilregierung errichtete.

Deutschland ernannte Gauleiter Terboven zum „Reichskommissar für die norwegischen Gebiete“ und arbeitete mit einer Kollaborationsregierung der norwegischen Faschisten unter Vidkun Quisling zusammen, die jedoch ohne Unterstützung der Einheimischen war. Der Widerstand der Bevölkerung gegen diese Regierung formierte sich in Untergrundbewegungen, denen ab 1943 mit Massenverhaftungen begegnet wurde.

Von den etwa 1100 norwegischen Juden wurden 750 deportiert und ermordet, die Mehrzahl der Überlebenden waren zuvor nach Schweden geflohen. Nach der Kapitulation der deutschen Besatzungstruppen zu Kriegsende kehrte am 31. Mai 1945 die Exilregierung wieder nach Norwegen zurück.

Zentner/ Bedürftig: Das große Lexikon des Dritten Reiches, S. 420 f.