Kriegsende und unruhige Nachkriegszeit

Noch bevor am 11. November 1918 im Wald von Compiègne der Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet wird, kommt es in deutschen Städten zu Aufständen und revolutionären Aktionen. Am 9. November 1918 dankt Kaiser Wilhelm II. ab; am gleichen Tag ruft der Sozialdemokrat Phillip Scheidemann die Republik aus.

Nachdem das Kaiserreich am 3. Oktober 1918 mit Prinz Max von Baden einen neuen Reichskanzler und gleichzeitig die erste parlamentarische Regierung sei-ner Geschichte erhalten hatte, wurde am 11. November 1918 im Wald nahe des französischen Ortes Compiègne ein Waffenstillstand abgeschlossen, der u.a. den Rückzug des Westheeres hinter den Rhein binnen 15 und die Besetzung der linksrheinischen deutschen Gebiete innerhalb von nur 25 Tagen, also für Anfang Dezember 1918 forderte.

Das abrupte Kriegsende und seine sich bald abzeichnenden Folgen auf die leidgeprüfte Bevölkerung wirkten - in deutlichem Kontrast zur Kriegsbegeiste-rung des August 1914 - wie ein Schock. Nach vier entbehrungsreichen Jahren, Tod und Verwundung vieler Angehöriger und insbesondere dem in den letzten Kriegswintern grassierenden Massenhunger mit rund einer halben Million ziviler Todesopfer entpuppte sich der von der kaiserlichen Propaganda unermüdlich versprochene "Siegfrieden" als Trugbild.

Auch innenpolitisch standen die Zeichen auf Umbruch. Bevor ein Waffenstill-stand vereinbart werden konnte, kam es zu einer Meuterei von nicht mehr kriegswilligen Matrosen in Kiel. Die sich hieraus entwickelnde revolutionäre Be-wegung breitete sich seit dem 3. November 1918 schnell über ganz Deutsch-land aus und erreichte am 9. nicht nur die Reichshauptstadt Berlin, sondern auch das Rheinland, als erste Stadt dort schon am 7. November das Verkehrs-kreuz Köln. Die revolutionäre Bewegung, die sich in den ländlichen Gebieten gar nicht oder kaum bemerkbar machte, verpuffte jedoch schnell.

Parallel zu diesen Ereignissen fand in den aufregenden Novembertagen des Jahres 1918 die Monarchie in Berlin endgültig ihr Ende. Am 9. des Monats wur-de die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und die Regierungsübergabe auf den Sozialdemokraten Friedrich Ebert bekannt gegeben, woraufhin Philipp Schei-demann am gleichen Tag die Republik ausrief. Allerdings - und das sollte sich auf Dauer für die Stabilität der Republik als fatal erweisen - blieben die Umwäl-zungen auf den politischen Bereich beschränkt. Eine Demokratisierung des öf-fentlichen Dienstes, der Wirtschaft und wichtiger gesellschaftlicher Kräfte und Instanzen fand nicht statt. Auch Generalität und Offizierskorps bestanden, obwohl Hauptverantwortliche für von Krieg und Niederlage, unbehelligt in alter Form und Selbstherrlichkeit fort. In den folgenden Jahren sollten es nicht zuletzt Freikorps und andere militaristische Relikte der Weltkriegszeit sein, die das Leben in Deutschland bestimmten.