Einsatzgruppen

Bewaffnete Verbände, die in der Sowjetunion einen rasseideologischen Vernichtungskrieg an den militärischen Fronten, aber auch außerhalb der regulären Truppe – im rückwärtigen Heeresgebiet – führten.

Die Sicherheitspolizei und der Sicherheitsdienst (SD), die zu den Schutzstaffeln (SS) gehörten, bildeten während des Zweiten Weltkriegs für die Mitarbeit an militärischen Operationen mobile Einheiten, die Einsatzgruppen. Die Einsatzgruppen traten vor allem in Osteuropa auf.

Ihre Aufgabe war die Überwachung des politischen Lebens und Exekutivmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung, also die Verfolgung und Ermordung von politischen Gegnern und "rassisch Unerwünschten".

Zum ersten Mal wurden die Einsatzgruppen 1938 und 1939 beim Anschluss Österreichs und in der Tschechoslowakei eingesetzt. Ab Herbst 1939 nahmen sie am Polenfeldzug teil und führten Morde an der polnischen Intelligenz und den polnischen Juden aus.

1941 wurden für den Russlandfeldzug, den umfangreichsten Einsatz der Einsatzgruppen, die Einsatzgruppen A, B, C und D gebildet, die aus bis zu 3000 Mann Personal bestanden. Dazu gehörten neben dem SD Angehörige der Gestapo, der Polizei und der Waffen-SS. Zusätzliche Verstärkung kamen durch einheimische "Hilfswillige" und Milizen dazu. Die Einsatzgruppen waren den vorrückenden Heeresgruppen und der 11. Armee, also der Wehrmacht zugeteilt, mit der sie eng zusammenarbeiteten.

Die Gruppen waren in vier bis fünf Sonderkommandos gegliedert. Sie konzentrierten sich auf die Ermordung der Juden, aber auch von Kriegsgefangenen, Roma und Sinti, Geisteskranken und Zivilisten, die als "bandenverdächtig" galten. Die Opfer wurden zusammengetrieben, erschossen und in Gruben verscharrt. Während bis August 1941 nur wehrfähige Männer Opfer der Massenerschießungen wurden, wurden ab dem Zeitpunkt auch Frauen, Kinder und alte Männer ermordet. Ab November 1941 versuchte man, durch Gaswagen die Tötungen zu beschleunigen.

Die Einsatzgruppen haben ihre Verbrechen durch Ereignismeldungen an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin dokumentiert. Die Anzahl der von den Einsatzgruppen ermordeten Menschen wird auf mindestens 900.000 Opfer geschätzt.

Nach dem Krieg wurden in den Nürnberger Nachkriegsprozessen gegen 24 ehemalige Angehörige der Einsatzgruppen 14 Todesurteile und inige Gefängnisstrafen verhängt. Erst in der Bundesrepublik wurde breiter gegen die Verbrechen der Einsatzgruppen ermittelt.

Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 440 und Bedürftig: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg, S. 133