Amt "Gesundheit und Volksschutz"

Das 1939 gegründete Amt "Gesundheit und Volksschutz" mit Sitz in Berlin war die zentrale gesundheitspolitische Dienststelle der Deutschen Arbeitsfront (DAF).

Seit Herbst 1934 hatte die DAF in den Gauorganisationen der NSDAP eigene Ämter für Volksgesundheit errichtet. Sie engagierte sich dabei mit beträchtlichem propagandistischem, personellem und vor allem finanziellem Aufwand, um ein eigenes Gesundheitswesen parallel zum staatlichen Gesundheitsdienst einzurichten. Auf der Reichsebene konkurrierte zunächst das am 24. Mai 1935 gegründete DAF-Amt für Volksgesundheit, das in München untergebracht war, mit der wichtigsten gesundheitspolitischen Dienststelle der Partei, dem Hauptamt für Volksgesundheit, um Einfluss und Gestaltungskompetenz.

Im Oktober 1939 wurde der Dienstsitz des DAF-Gesundheitsamtes von München nach Berlin verlegt und die neue, nun selbständige Dienststelle in "DAF-Amt für Gesundheit und Volksschutz" umbenannt. Unter Werner Bockhacker verfolgte das DAF-Amt einen Kurs kaum verhohlener gesundheitspolitischer Expansion auf Kosten des Hauptamtes für Volksgesundheit. Ziel war, die gesundheitspolitischen Aufgaben für die abhängig beschäftigten Bevölkerung zu übernehmen.

Im Krieg stieg der Einfluss des de facto autonom operierenden Amtes beträchtlich. Der Durchgriff der DAF auf den Alltag der arbeitenden Bevölkerung reichte von der Tuberkuloseprophylaxe über die Beschaffung knapper Reinigungsmittel im Bergbau und die Verabreichung von Vitaminpräparaten an Rüstungsarbeiter bis hin zur Überwachung der Gemeinschaftsverpflegung in den Betrieben. Bei der Übernahme gesundheitspolitischer Aufgaben konnte sich die DAF dabei nicht nur auf ihre nahezu unerschöpflichen Geldquellen stützen, sondern auch auf den ca. 44.000 hauptamtliche Mitarbeiter umfassenden Funktionärsapparat.

Winfried Süß, Der "Volkskörper" im Krieg. Gesundheitspolitik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939-1945, München 2003, S. 69-72