Glanzstoff-Courtaulds GmbH

Ehemalige Kunstseidenfabrik im Kölner Norden

Die Glanzstoff-Courtaulds GmbH wurde 1925 durch einen Vertrag zwischen der Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG in (Wuppertal-) Elberfeld und der britischen Courtaulds Ltd. gegründet. Im April 1928 wurde auf dem Firmengelände im ehemaligen Kölner Festungsgebiet die Produktion von Kunstseide, später auch von Zellwolle aufgenommen. Diese Rohstoffe sollten für die auf Autarkie bedachte deutsche Rüstungswirtschaft große Bedeutung erlangen.

Schon 1934 beschäftigte Glanzstoff-Courtaulds 3.000 Männer und Frauen, letztere vor allem bei der Weiterverarbeitung der Kunstseide in der Kreuzspulerei und der Haspelei. Dass die hohe Beschäftigungszahl auch im Krieg gehalten werden konnte, lag daran, dass sich Glanzstoff-Courtaulds immer wieder intensiv um die Zuteilung von Arbeitskräften bemühte. Dabei spielte es offensichtlich keine Rolle, ob diese freiwillig oder gezwungenermaßen im "Arbeitseinsatz" standen.

So setzte Glanzstoff-Courtaulds seit 1940 jüdische Zwangsarbeiter/innen aus Köln und Umgebung ein — insgesamt waren es mehr als 250 Menschen, die für kürzere oder längere Zeit dort arbeiteten. Wenige Wochen, bevor die meisten von ihnen im Juli 1942 nach Minsk "evakuiert" — d.h. deportiert — wurden, erhielt das Werk erstmals 200 Ostarbeiter.
Spätestens seit 1941 wurden außerdem französische Kriegsgefangene und sogenannte Westarbeiter, vor allem aus Belgien und Frankreich, beschäftigt. 1943 waren von den rund 3.000 Arbeitskräften ein gutes Drittel Ausländer/innen: 557 Männer und 626 Frauen, insgesamt 1.138 Personen.
Im August 1944 schließlich kamen 369 kriegsgefangene italienische Offiziere nach Köln-Niehl, die aufgrund ihrer Weigerung, sich in den Status von Zivilarbeitern versetzen zu lassen, gemaßregelt worden waren. Schon am 16. September 1944 wurden sie jedoch wegen der drohenden Einnahme Aachens durch die Alliierten ins Rechtsrheinische verbracht.
Obwohl im Herbst 1944 immer mehr Zwangsarbeiter/innen zu Schanzarbeiten am Westwall und ähnlichen Tätigkeiten abgezogen wurden, waren Anfang 1945 neben 900 deutschen — darunter vielen dienstverpflichteten Frauen — noch 400 ausländische Arbeitskräfte bei dem Unternehmen beschäftigt.
Da Glanzstoff-Courtaulds durch Bombenangriffe nur minimale Schäden erlitten hatte, konnte die Produktion nach dem Ende des Kriegs sehr schnell wieder aufgenommen werden. Eine Zeitlang versorgte das Kraftwerk des Unternehmens zudem einen Teil der Stadt mit Strom.

1966/67 wurde der Betrieb liquidiert, das alte Firmengelände an der Neusser Landstraße verkauft. Heute sind nur noch wenige Reste der früheren Bebauung vorhanden, darunter das ehemalige Direktionsgebäude und das Wahrzeichen der Firma, der zigarrenförmige Luftschutzturm.

Für Glanzstoff-Courtaulds sind zwei Lagerstandorte auf dem Firmengelände bekannt. Außerdem unterhielt das Unternehmen 1942 ein Lager für jüdische Zwangsarbeiter/innen.