Daniel Goldhagen

Der Politologe Goldhagen stellte die These auf, die nationalsozialistischen Verbrecher seien "ganz gewöhnliche Deutsche" gewesen.

Der US-Politologe Daniel Goldhagen sorgte 1996 mit seinem Buch "Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust" für Aufsehen. Goldhagen ging der Frage nach, was zur Etablierung des Nationalsozialismus und der daraus resultierenden Massenvernichtung führte und warum dies gerade in Deutschland geschah.

Goldhagen stellte dabei fest, dass die Mörder ganz normale Deutsche gewesen seien, die ohne Skrupel getötet hatten und erklärte das mit der spezifischen Form des deutschen Antisemitismus seit dem 19. Jahrhundert, der den Judenmord zum "nationalen Projekt" des Deutschen gemacht habe.

Goldhagen stellte die These auf, dass Millionen andere Deutsche nicht anders gehandelt hätten als die Zehntausende "gewöhnlicher" Deutsche, die grausam gemordet hatten, wären sie in entsprechende Positionen gelangt. Die Täter hätten sich darüber hinaus auch weigern können, an den Mordaktionen mitzuwirken ohne schwerwiegende Konsequenzen zu erwarten.

In einer darauffolgenden öffentlichen Debatte wurde Goldhagen Verkürzung, Pauschalisierung und Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen. Zusammen mit anderen aktuellen Debatten hatte Goldhagen jedoch dazu beigetragen, die Einteilung der Deutschen in das "brave Volk" einerseits und die "bösen" SS-Männer und Nazis auf der anderen Seite zu erschüttern.

Goldhagen, Daniel J.: Hitlers willige Vollstrecker, 1998.
http://www.fes.de/fulltext/historiker/00144.htm.