assimiliertes Judentum

Das assimilierte Judentum passte sich kulturell und politisch seiner nicht-jüdischen Umgebung an.

Der Begriff der Assimilation tauchte erstmals im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts auf. Er bedeutet Angleichung oder Anpassung. Im Zusammenhang mit der Situation der Juden im 19. Jahrhundert bezeichnet er den Angleichungsprozess, der mit der Verleihung bürgerlicher Rechte an Juden einherging.

Assimilierte Juden versuchten, sich durch Übernahme von Verhaltensnormen und Lebensweisen ihrer nicht-jüdischen Umwelt anzupassen. Dabei traten die religiösen Belange in den Hintergrund, die politische und staatsbürgerliche Identifikation in den Vordergrund. Gegner der Assimilation wehrten sich dagegen, Juden als gleichberechtigte Bürger zu behandeln. Traditionsgebundene Juden wiederum bekämpften die Assimilation, da sie den Untergang und die Zerstörung des Jüdischen befürchteten.

Der aufsteigende Antisemitismus des 19. Jahrhundert zeigte, dass die Einordnung der Juden ins Leben ihrer Umwelt weniger vom Willen der Juden zur Assimilation abhing, als von der Bereitschaft der Umwelt, die Juden in ihrer Eigenart zu akzeptieren, ohne ihre Selbstaufgabe zu fordern.

Schoeps, Julius: Neues Lexikon des Judentums, S. 132 ff.