Reichserziehungsministerium

Offizielle Bezeichnung „Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“.

Die Zuständigkeit des Ministeriums erstreckte sich auf sämtliche Angelegenheiten, die die Bildung in Schulen und Hochschulen sowie jede wissenschaftliche Tätigkeit betrafen. Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde im Mai 1934 seine Zuständigkeit erweitert. Es war fortan auch für die körperliche Erziehung der Jugend einschließlich der Lehrer und der Studierenden verantwortlich. Darüber hinaus organisierte es das „Landjahr" Jugendlicher nach Schulabschluss.

Ab Mai 1934 stand Matthias Rust an der Spitze des Ministeriums, unter dessen Führung nationalsozialistische Inhalte Eingang in den Schulunterricht fanden. So wurde beispielsweise „Rassenkunde“ Teil des Lehrplans, nationalsozialistische „Staatsbürgerkunde“ war zwar geplant, wurde jedoch nicht in die Praxis umgesetzt. Gleich nach der Machtergreifung Hitlers wurde großer Wert wurde auf die Einführung des Deutschen Grußes zu Beginn jeder Unterrichtsstunde sowie der jährlichen Flaggenehrung gelegt.

Die Zuständigkeit für Jugend und Schule war im Dritten Reich Gegenstand andauernder Konkurrenzkämpfe, in die sich u.a. der Reichsschulungsleiter der NSDAP Robert Ley und Propagandaminister Josef Goebbels einschalteten. Im Allgemeinen schätzte die NSDAP die schulische Bildung gering und bevorzugte die Massenorganisation der Hitlerjugend als Ort der Jugenderziehung.

In den späteren Kriegsjahren war an geregelten Unterricht, geschweige denn höhere Schulbildung nicht mehr zu denken. Bildungsziele wurde notdürftig in Lagern der Kinderlandverschickung und Flakbatterien wahrgenommen; Lehrer mussten Aufgaben an HJ-Führer abgeben. Das Reichministerium für Erziehung war völlig entmachtet zugunsten der Reichskanzlei unter Martin Bormann, deren Vorstellung von Erziehung durch Tat und Bewährung jedoch zur Opferung der Jugend im Krieg verkommen war.

Personenlexikon des Dritten Reiches
Enzyklopädie des Nationalsozialismus