Aus einem Kloster wird ein Sammellager

Am 30. April 1941 beschlagnahmten sechs Beamte der Gestapo das Benediktinerinnenkloster „Zur Ewigen Anbetung“ in der Kapellenstrasse 6 im Ortsteil Bonn-Endenich. Die dort lebenden 130 Nonnen wurden vertrieben. Seit Juni 1941 wurden zuerst die in Bonn verbliebenen Juden, seit Juli die der umliegenden Orte in das Sammellager eingewiesen.

Auf engstem Raum lebten die Internierten hier zusammen. Arbeiten im Garten, in der Küche oder der Wäsche mussten von der Selbstverwaltung des Lagers organisiert werden. An deren Spitze stand der Rechtsanwalt Sigmund Mayer, der die notwendigen Gespräche mit den städtischen Behörden führte. Arbeitsfähige Männer und Frauen mussten Zwangsarbeit verrichten. Zwischenzeitlich mussten sich gleichzeitig über 300 Personen die Räumlichkeiten im Kloster teilen Durch die ständige Überbelegung und die schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten breiteten sich Krankheiten aus. Die Stromversorgung war mangelhaft und auch die Zuleitung von Wasser wurde mehrfach unterbrochen. Der Tagesablauf und die zu verrichtenden Tätigkeiten waren vorgeschrieben und Ausgänge oder Besuche streng reglementiert. Briefe und Pakete wurden kontrolliert.

Vom Sommer 1941 bis zum Sommer Juni 1942 lebten in dem Sammellager insgesamt 474 Menschen. Als im Juni 1942 die Deportationen begannen, bestimmten Angst und Unsicherheit noch mehr den Alltag. In vier Transporten der Reichsbahn über Köln-Deutz wurden die Menschen nach Osten deportiert: Am 14. Juni 1942 in das KZ Theresienstadt, am 15. Juni 1942 nach Izbica, am 19/20. Juli 1942 nach Minsk und am 27.Juli 1942 in das KZ Theresienstadt. Von den im Kloster Internierten überlebten nur sieben die Schoa.