Die nationalsozialistische Parteiorganisation in Rösrath

Die Ortsgruppe Rösrath-Hoffnungsthal umfasste das gesamte Gemeindegebiet von Rösrath, Hoffnungsthal und Forsbach. Um jeden einzelnen Volksgenossen möglichst genau erfassen und kontrollieren zu können, wurde die Gemeinde zudem in 5 Zellen und 22 Blocks untergliedert. Selbstverständlich wurde die Partei auch hier nach dem Führerprinzip organisiert. An der Spitze der Ortsgruppe Rösrath-Hoffnungsthal stand zunächst Wilhelm Vierkötter. Verwaltet wurde die Ortsgruppe durch Josef Becker (Sparkassenleiter) als Geschäftsführer, Heinrich Fuhr (Lehrer) als Personalreferent, August Bender (Büroangestellter) als Pressewart, Alfred Pilgram (Buchdrucker) als Kassenwart, Otto Lohmar (Vermessungsgehilfe) als Hilfskassenwart, Hermann Schachtali (Kaufmann) als Propagandawart, Franz Dräger (Hauptlehrer) als Kulturwart, Willi Reusch (Vertreter) als Funkwart und Karl Müllenbach (Kaufmann) als Filmwart.

Um die völlige Erfassung der Bevölkerung zu gewährleisten und damit den Totalitätsanspruch des NS-Regimes zu realisieren, wurden auch in der Ortsgruppe Rösrath-Hoffnungsthal nahezu alle Gliederungen der Partei aufgebaut: die Jugendorganisationen Deutsches Jungvolk (JV), Jungmädel UM), Hitlerjugend (HJ) und Bund Deutscher Mädel (BDM) sowie zwei Stürme SA (NS-Motorstaffel/ NS-Reiterschar), ein Reservesturm SA, ein Trupp SS, das NS-Kraftfahrkorps (NSKK) und die NS-Frauenschaft gehörten zu den Parteigliederungen am Ort.

Jene, die in diesen Gliederungen nicht organisiert werden konnten, wurden durch die vielfältigen angeschlossenen Verbände und gleichgeschalteten Vereine erfasst und unter die Kontrolle der Partei gebracht. Hierzu zählten der NS-Beamtenbund, der NS-Lehrerbund, die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV), die NS-Kriegsopferversorgung (NSKOV) und die Deutsche Arbeitsfront (DAF). Die Amtsleiter der DAF, die die wirtschaftliche Vertretung in den Betrieben darstellten, führten in Personalunion zugleich die Dienststellen der NS-Betriebszellenorganisation (NSBO), die politische Vertretung in den Betrieben.

Weitere unter der Kontrolle der Ortsgruppe stehende Verbände in Rösrath-Hoffnungsthal waren die NS-Ortsbauernschaft, die Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisation (NS-Hago), der Reichskriegerbund/ Kyffhäuser, der Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpferbund (NSDFB), Reichsbund der Kinderreichen (RDK), Reichsluftschutzbund (RLB) und den Reichsarbeitsdienst (RAD).

Am Beispiel der dichten und auch vielfältigen nationalsozialistischen Organisation in einer kleinen Ortsgruppe wie Rösrath-Hoffnungsthal wird deutlich, dass kein Zweig des gesamten wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und beruflichen Lebens unberührt blieb und dass es sehr schwer war, einem so engmaschigen Netzwerk zu entschlüpfen und sich der Kontrolle und dem Einfluss der allerorts und unermüdlich betriebenen weltanschaulich-politischen Schulung des Nationalsozialismus zu entziehen.

Blume-Kolberg/Gernert/Gernert/Wittka: Rösrath während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur; in: Chronik der Gemeinde Rösrath, Bd. 2, S. 389