Polizeigefängnis Bonner Wall

ehemaliges Polizeigefängnis, das von der SA vom Februar bis in den Herbst 1933 als "wildes" Konzentrationslager genutzt wurde

Am Bonner Wall 108-120 befand sich ein Polizeigefängnis, das im 19. Jahrhundert als Festungsgefängnis auf dem Gelände des ehemaligen Fort III errichtet und 1895/96 erweitert worden war. Bislang ist unklar, bis wann das Gebäude seinem ursprünglichen Zweck diente; in den 1920er Jahren stand es aber offenbar unbenutzt leer.

Das änderte sich nach der Machtübernahme, als die Kölner SA das ehemalige Gefängnis als sogenanntes "wildes KZ" nutzte, das ohne offizielle Genehmigung eingerichtet wurde. Hier wurden zahlreiche Regimegegner gefangen gehalten und häufig misshandelt. Viele von ihnen wurden hier willkürlich über längere Zeit in "Schutzhaft" gehalten und dann oftmals in die neu errichteten Konzentrationslager Börgermoor und Esterwegen eingeliefert.

Dabei machten die Kölner Nationalsozialisten aus diesen Vorgängen beileibe kein Geheimnis. Vielmehr berichteten sie im "Westdeutschen Beobachter" in aller Offenheit, dass das Gefängnis nach Jahren des Leerstandes endlich wieder "sinnvoll" genutzt werde. Auch die Verschleppung von 50 politischen Gefangenen "zur Arbeitsstätte", das hieß in die Konzentrationslager im Emsland, wurde in triumphalen Ton mitgeteilt.

Das Gebäude wurde allem Anschein nach bis in den Herbst 1933 als SA-Lager genutzt.

Roeseling: Braunes Köln, S. 80