Synagoge Krefeld

Die Synagoge an der Markt/Ecke Petersstraße war der erste Synagogenneubau des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Das klassizistiche Gebäude wurde am 17. Juni 1853 seiner Bestimmung übergegeben. Das Gebäude musste mehrfach dem Bedarf einer wachsenden Gemeinde angepasst werden. In den 1920er Jahren fand eine gründliche Sanierung statt. Am 9./10. November 1938 wurde die Synagoge durch Brandstiftung zerstört, die baulichen Reste wenig später bis auf die Grundmauern abgetragen.

Nach der Ordnung der jüdischen Gemeinden aus der napoleonischen Zeit war in Krefeld die bedeutenste jüdische Gemeinde im Rur-Departement (französisches Staatsgebiet). Folglich war hier das Konsistorium, die Verwaltung aller Gemeinden aus dem Departement, änsässig. Der Krefelder Rabbiner war als Oberrabbiner zuständig für ein weites Gebiet von Kleve im Norden bis Köln im Süden. Die jüdische Gemeinde hatte in Krefeld zusätzlich eine besondere Stellung, weil sie nicht die einzige Minderheit in der Stadt repräsentierte. In Krefeld gab es neben Katholiken und verschiedenen Protestanten auch Mennoniten. Die Krefelder Synagoge war zum Zeitpunkt ihrer Entstehung ein Bau, der den Anspruch auf Emanzipation der Juden deutlich machte. Dieser Anspuch wurde vom Krefelder Bürgertum weitgehend unterstützt.
Die Synagoge wurde mehrfach umgebaut, durch das Hinzufügen von Treppenhäusern erweitert. Die ursprünglich schlichte Fassade erhielt einen Überzug aus Stuck mit historischen Versatzstücken. Ende der 1920er Jahre wurde der äußere Eindruck wieder schlichter, auch wenn ganz radikale Umbaupläne mit der Abnahme jeglichen Putzes nicht realisiert werden konnten. Der Innenraum wurde modern gestaltet und erhielt Fenster nach Entwürfen von Johan Thorn Prikker.
Diese Fenster waren ein besonderes Ziel für Steinwürfe der Krefelder Nazis, die ihr Parteilokal "Heinzelmännchen" ganz in der Nähe hatten. Auch Schmierereien und ähnliches kamen schon vor 1933 vor.
In der ersten Nacht des Novemberpogroms wurde die Tür der Synagoge aufgebrochen, aus den Bänken, aus den Thorarollen, aus anderen Schriften ein Scheiterhaufen unter der großen Kuppel gebaut. Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schiedlausky übergoss ihn mit Benzin, damit die hochschlagende Flamme das Holz des Dachstuhls erreichen konnte. Mit dem Einsturz der Kuppel war der Bau zerstört. Die Reste wurden bis auf die Grundmauern abgetragen. Mitten in der Stadt entstand so eine Freifläche, die erst in den 1970er Jahren wieder bebaut wurde. In der Nähe des Synagogenstandortes befindet sich seit 1973 ein Mahnmal. Seit 2003, den 150. Jahrestag der Bestimmungsübergabe, ist in dem Pflaster der aufgeweiteten Markstraße der Grundriss der Synagoge mit einer roten Pflasterung markiert.

Stadtarchiv Krefeld