Internierungsgebiet

Gebiet in Ostfriesland, dass 1945/46 in ganzer Fläche zur Unterbringung deutscher Kriegsgefangener genutzt wurde.

Ostfriesland wurde erst in den letzten Kriegstagen von alliierten Truppen erreicht. Am 30. April drangen die ersten kanadisch-englischen Verbände in Leer ein, bis zum 2. Mai erreichten Sie Oldersum und Großefehn. Aurich wurde am 4. Mai auf Druck der Bevölkerung kampflos übergeben, nachdem diese die Sinnlosigkeit des Widerstandes erkannt hatte.
Nach der deutschen Kapitulation wurde Ostfriesland in den Niederlanden und Nordwestdeutschland zum Internierungsgebiet für die westlich der Weser in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten erklärt. Dabei wurden ihnen vier Internierungsräume zugewiesen:

- in Ostfriesland das Gebiet von der Küste bis zum Ems-Jade-Kanal
- ein Bereich von Cuxhaven bis Stade, im Norden begrenzt durch die Elbemündung
- das Gebiet Dithmarschen/Eiderstedt zwischen Husum und Brunsbüttelkoog.
- der Bereich Wagrien ohne Fehmarn, von Neustadt bis Kiel.

Im erstgenannten Raum befanden sich rund 180.000 Kriegsgefangene, auf der "Cuxhaven Peninsula" rund 260.000, im südwestlichen Schleswig-Holstein 410.000 und an der Kieler Bucht schließlich etwa 569.000. Wie verlässlich diese Zahlen allerdings sind, ist nur schwer zu verifizieren, da niemand das gesamte Chaos überblickt haben dürfte.

Viele der Internierten, die im Sommer 1945 oftmals im Freien campierten, wurden beim Herannahen der kalten Jahreszeit in den Gutshäusern untergebracht. Eine Unterbringung von 100 Landsern je Gutshaus war nicht ungewöhnlich. Die Versorgung wurde von den Engländern und den dortigen Einwohnern übernommen.

Die Soldaten hatten innerhalb der Sperrzone weitgehende Bewegungsfreiheit. Es gab keine Zäuner oder andere Absperrungen, wohl aber bewaffnete deutsche Feldjägereinheiten, die an den Schlagbäumen standen und die Grenzen bewachten. Die Engländern unternahmen lediglich gelegentliche Kontrollfahrten. Das Internierungsgebiet hatte bis 1946 Bestand.