Reichssicherheitshauptamt (RSHA)

Zentrale Polizeidienststelle während der NS-Zeit, die vor allem die Verfolgung politischer Gegner und rassisch Ausgegrenzter steuerte

Als Reichssicherheits-Hauptamt (RSHA) wurden am 27. September 1939 folgende, dem Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (R. Heydrich, ab Januar 1943 E. Kaltenbrunner) unterstehenden Behörden mit Hauptsitz in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße zusammengefass: Hauptamt Sicherheitspolizei (errichtet 193); Geheimes Staatspolizeiamt (Gestapa, errichtet 1933 als preußische, ab 1936 Reichszentralbehörde); Reichskriminalpolizeiamt (1937 aus dem preuß. Landeskriminalpolizeiamt hervorgenagen) und SD-Hauptamt der SS.

Ab 1940 bestanden sieben Ämter: Vom Amt I - Personal - wurden die Beamten von Gestapo und Kriminalpolizei und die SS-Führer des SD eingesetzt und ausgebildet; ihm unterstanden die Führerschulen. Amt II - Organisation, Verwaltung, Recht - war u.a. zuständig für die Einziehung sog. staats- und volksfeindlichen Vermögens, für Ausbürgerungen und die Konstruktion der Gaswagen. Amt III - Inlandsnachrichtendienst - lieferte die Meldungen aus dem Reich und Beurteilungen bei Ernennungen und Beförderungen in Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. Amt IV - Gegner-Erforschung und -Bekämpfung - war die Zentrale der Gestapo für alle Maßnahmen gegen Kommunisten, Sozialisten, Geistliche, Freimaurer, Ernste Bibelforscher, Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und im Referat IV B 4 Eichmanns für die "Endlösung der Judenfrage".

Das Reichssicherheits-Hauptamt ordnete Schutzhaft und "Sonderbehandlung" an, bekämpfte Spionage und Sabotage, führte die Ermittlungen nach dm 20. Juli 1944 und verfügte über das Hausgefängnis. Amt V, das Reichskriminalpolizeiamt mit mehreren Reichszentralen für einzelne Deliktgruppen, war auch Zentrale für alle Fahndungen, schickte unter dem Vorwand der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung Tausende von "Gewohnheitsverbrechern" und Homosexuellen in KZ, verfolgte Sinti und Roma nach "rassischer" Überprüfung durch sein Kriminalbiologisches Institut und entwickelte im Kriminaltechnischen Institut Verfahren zur Ermordung von Geisteskranken. Amt VI - Auslandsnachrichtendienst - betrieb, wissenschaftlich vorbereitet von den Instituten seiner Reichsstiftung für Länderkunde, Spionage und Sabotage im Ausland und hinter der feindlichen Front. Amt VII - Weltanschauliche Forschung - wertete "gegnerische" Veröffentlichungen aus und verwaltete große Bestände an Akten, die bei politischen Parteien und Verbänden, jüdischen Gemeinden und Organisationen, Logen und einzelnen Politikern, insbesondere in Frankreich beschlagnahmt worden waren.

Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 692ff.