"Ostjuden" in Bonn

Erst durch die deutschen Anwerbungsbestrebungen während des Ersten Weltkrieges ließen sich auch in Bonn Juden aus Osteuropa nieder. Dabei fällt die proportional übergroße Zahl an Schreinern auf, was seine Ursache darin hatte, dass jüdische Bonner Möbelfabrikanten – z.B. Max Goldreich aus Beuel – selbst nach Polen fuhren und vor Ort warben. Das galt auch für Emanuel Mendel, Schwager von Max Goldreich und Fabrikbesitzer in Lengsdorf, wo daher bereits während des Ersten Weltkrieges 32 „Ostjuden“ wohnten; in Bonn insgesamt zählte man rund 30 Familien osteuropäischer Herkunft.

Wie andernorts war auch in Bonn das Verhältnis zwischen der eingesessenen jüdischen Gemeinde und den Zuwanderern nicht ohne Spannungen. Abraham Sajonz (Sieff) erinnert sich: „Die polnischen Juden - oder Ostjuden - blieben meistens unter sich, sie besaßen ihre eigenen Synagoge [in Beuel, Rheindorfer Str. 15 über der Schreinerei Grünfaß & Zelasny] , da die große Synagoge in Bonn eine Orgel hatte, was verboten war, seitdem der Tempel in Jerusalem zerstört worden war.“