"Entartete" Musik
Abwertende Bezeichnung für von den Nationalsozialisten abgelehnte Musik
Wie bei der Literatur und der bildenden Kunst unterschieden die Nationalsozialisten auch bei der Musik in "gute" deutsche und "entartete", wie etwa jüdische Musik. Im Dritten Reich nahm die Musik einen hohen Stellenwert ein, denn sie konnte sehr gut als Ideologieträger wirken. Mit Musikfestspielen, Konzerten und Opernaufführungen, aber auch Kampf- und Marschliedern stellten die Nationalsozialisten die Musik immer in einen ideologischen Kontext.
Experimentelle Musik jedoch, von Künstlern wie Schönberg, Hindemith und Strawinsky entwickelt, wurde als Ausdruck von Chaos und Anarchie, als Zersetzung der deutschen Kultur bekämpft. Nach der Machtergreifung 1933 verfolgte und schikanierte die neu gegründete Reichsmusikkammer bekannte Modernisten, Kommunisten, Sozialdemokraten und nicht zuletzt Juden. Alle Musikverbände wurden gleichgeschaltet.
Waren in den ersten Jahren überwiegend politische Begründungen für die Säuberungen angebracht worden, trat ab 1936 offener Rassismus in den Vordergrund. An die Stelle des Begriffs Kulturbolschewismus trat der Vorwurf der "Entartung". In Anlehnung an die Kunstausstellung "Entartete Kunst" wurde die Propagandaschau "Entartete Musik" entwickelt. Negative Symbolfigur der Ausstellung war ein schwarzer Jazzmusiker mit Davidstern.
Die deutsche Musik sollte "gereinigt" werden. Propagandaminister Goebbels betonte 1938: "Judentum und deutsche Musik, das sind Gegensätze, die ihrer Natur nach in schroffstem Widerspruch zueinander stehen." Jüdische und nicht angepasste Musiker wurden, sofern sie nicht bereits emigriert waren, ausgegrenzt und verfolgt.
Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 176-180
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