Zentrumspartei

Die Zentrumspartei, die katholische Volkspartei der politischen Mitte, war eine der wichtigsten Parteien der Weimarer Republik. Sie wurde meist nur kurz "Zentrum" genannt.

Die Anfänge der Zentrumspartei gehen in das deutsche Kaiserreich zurück. Sie wurde 1870 als "Deutsche Zentrumspartei" gegründet und verstand sich als die Interessensvertretung der Katholiken im preußischen antikirchlichem "Kulturkampf". Gleichzeitig deutete ihr Name aber auf die angestrebte vermittelnde und ausgleichende Rolle zwischen dem linken und dem rechten Pol des Parteienspektrums hin.

In der Weimarer Republik wandelte sich die Zentrumspartei, die während des Kaiserreiches monarchistisch orientiert war, zu einer republiktreuen Volkspartei. Sie beteiligte sich an allen Regierungen zwischen 1919 und Mai 1932 und stellte in dieser Zeit die meisten Reichskanzler.

In der Endphase der Weimarer Republik gewannen innerparteilich jedoch konservative Strömungen immer größeren Einfluss, was nicht zuletzt dazu führte, dass die vor allem christlich begründete Ablehnung des Nationalsozialismus aufgeweicht zunehmend wurde. Im Bestreben, die NS-Bewegung durch Einbindung zu "zähmen", verhandelte das Zentrum mit der NSDAP und arbeitete mit ihr zusammen. Im März 1933 stimmte die Zentrumsfraktion dem Ermächtigungsgesetz, der Selbstentmachtung des Parlamentarismus zugunsten Hitlers, zu. Die Absicht der "Zähmung" misslang völlig, und die Partei musste sich bereits im Juli 1933 unter Druck selbst auflösen.

Nach dem Untergang des NS-Regimes wurde die Zentrumspartei wieder gegründet, blieb aber erfolglos. Viele Politiker, Mitglieder und Wähler des Zentrums fanden ihre neue politische Heimat in der überkonfessionellen CDU/CSU.

Das große Lexikon des Dritten Reiches, S. 656