„Wir sind alle auseinander gerissen worden. Man hatte praktisch keine Freunde mehr.“

Christa Stocks Weg führt von Niederschlesien über Thüringen nach Korschenbroich. Hier unternimmt sie auf sich allein gestellt als 17-Jährige ihre ersten Schritte im Westen.

Christa Stock wird am 30. März 1938 in Breslau geboren und wächst in Kattern, einem ländlichen Vorort, auf. Kaum eingeschult, muss sie mit ihrer Familie ihre Heimat verlassen. Mit Hilfe des Vaters, der sie mit ihrer Wehrmachtseinheit in Kattern abholt, gelangt die Familie zunächst nach Thüringen, wo sie in der Nähe von Jena in Gröben bei einem Bauern Unterkunft findet. Der Vater, der mit seiner Einheit weiterziehen muss, kehrt nicht aus dem Krieg zurück.
Nach Abschluss der Schule absolviert Christa Stock eine Ausbildung als Feinoptikerin bei den bekannten Zeiss-Werken in Jena. Die Familie kann sich mit dem streng reglementierten Leben in der jungen DDR jedoch nicht abfinden und beschließt, in den Westen zu wechseln. Die 17-jährige Christa bildet eine Art „Vorhut“, als sie die Konfirmation einer Cousine 1955 zu einem Besuch in Korschenbroich nutzt, von dem die nicht mehr nach Thüringen zurückkehrt.
Hier findet sie Arbeit, mit 19 Jahren auch einen Ehemann, mit dem sie vier Jahre später ein Haus baut. Auch in den späten 1950er Jahren blei9ben die Flüchtlinge bei all dem weitgehend unter sich. Christa Flohr – so ihr Name nach der Heirat – passt sich jedoch an und fühlt sich wohl am Niederrhein, wo sie heute – 2011 – in Korschenbroich wohnt.