Wahlen in Rösrath im Jahr 1919

Aus der Wahl zur Nationalversammlung ging in Rösrath die SPD mit 43,0 Prozent als stärkste Partei hervor. Die links von den Mehrheitssozialdemokraten stehenden Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) waren in Rösrath nicht angetreten. Auf die Sozialdemokraten folgten in deutlichem Abstand die Zentrumspartei mit 28,6 Prozent und die liberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) mit 16,0 Prozent. Zusammen vereinigten die SPD, das Zentrum und die DDP, die in den Jahren 1919 und 1920 auf Reichsebene die so genannte Weimarer Koalition bildeten, in Rösrath stattliche 87,6 Prozent der Wählerstimmen auf sich. Am rechten Wählerrand waren die Deutsche Volkspartei (DVP) mit 8,5 und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) mit 4,0 Prozent vergleichsweise schwach.

In der Gemeinde Rösrath hatte das Zentrum mit 79,0 Prozent im überwiegend katholischen Ortsteil Rösrath seine Hochburg, die SPD ihre im überwiegend evangelischen Ortsteil Forsbach mit 73,5 Prozent. Im ebenfalls vorwiegend evangelischen, aber stärker bürgerlich geprägten Ortsteil Hoffnungsthal war die DDP mit 26,7 Prozent vergleichsweise gut vertreten. Bei einer Gesamteinwohnerzahl von 4879 Personen im Jahre 1919 lebten in Hoffnungsthal ca. 47 Prozent, in Rösrath 30 Prozent und in Forsbach 23 Prozent der Bevölkerung. In den folgenden Jahren verschoben sich die Anteile allmählich zugunsten des Rösrather Ortsteils. 1933 wohnten in Hoffnungsthal 44 Prozent, in Rösrath 36 Prozent und in Forsbach 20 Prozent der Einwohner. Mehr als 60 Prozent der Einwohner der Gemeinde Rösrath waren evangelisch.

Die erste Gemeinderatswahl in Rösrath nach der Aufhebung des preußischen Dreiklassenwahlrechts fand erst am 16. November 1919 statt, obwohl die preußische Regierung Anfang des Jahres bestimmt hatte, dass alle Gemeinderäte aus der Kaiserzeit bis zum 2. März 1919 aufzulösen und neue zu wählen seien. Sie brachte für alle drei Parteien der Weimarer Koalition Verluste im Vergleich mit der Wahl zur Nationalversammlung vom 19. Januar 1919. Die Mehrheitssozialdemokraten fielen auf 37,3, das Zentrum auf 24,9 und die DDP auf 14,7 Prozent zurück. Die linken und rechten Flügelparteien konnten dagegen zulegen. Die Bürgerliche Partei, ein kommunales Wahlbündnis aus DVP und DNVP, verbuchte 17,8 Prozent der Stimmen. Die USPD erzielte 5,1 Prozent; die USPD war 1917 von den Gegnern der sozialdemokratischen Kriegspolitik gegründet worden. Seit 1918 war sie innerlich zerrissen. Im Dezember 1920 spaltete sie sich. Der größere Teil ihrer Wähler und Mitglieder wechselte zur inzwischen gegründeten KPD über; die Funktionäre kehrten meist zur SPD zurück.

Johann Paul: Rösrath in der Weimarer Republik; in: Chronik der Gemeinde Rösrath 2, S. 303ff.