Rösrather Kommunalpolitik 1919-1930

Nach der Kommunal wähl von 1919 gingen das Zentrum und die rechtsliberale Bürgerliche Partei ein Bündnis ein, das allerdings über keine Mehrheit im Gemeinderat verfügte. Deshalb bemühte sich das Zentrum in wichtigen kommunalen Fragen auch um eine Einbeziehung der Sozialdemokraten. Zentrum und Sozialdemokraten wechselten sich überdies bei Besetzung des Postens des Ersten Beigeordneten unter dem 1905 ernannten und weiterhin amtierenden Bürgermeister Max Haumann ab. Bis 1926 war der Zentrumspolitiker Josef Scharrenbroich, anschließend bis 1930 der Sozialdemokrat Robert Vierkötter Erster Beigeordneter37. Insgesamt waren in der Rösrather Kommunalpolitik von 1919 bis 1933 die Gräben zwischen dem katholischen Lager und den Sozialdemokraten nicht unüberwindbar.

Nach den Kommunalwahlen im Mai 1924 wurden die kommunalpolitischen Verhältnisse in Rösrath unübersichtlicher. Für die Mittelparteien wurde es angesichts erheblicher Stimmengewinne der extremen Linken und Rechten schwieriger, Mehrheiten im Gemeinderat zu finden.

Allerdings verfügte das nationalkonservative Lager in Hoffnungsthal vor 1930 noch nicht über eine schlagkräftige Alternative zum verachteten "Weimarer System". Es war im Gegenteil heillos zerstritten. So schloss die Gemeinderatsliste "Bürger heraus" im November 1928 drei ihrer sechs Fraktionsmitglieder aus. Vor der Gemeinderatswahl von 1929 grassierte im bürgerlichen Lager der Spaltpilz wie nie zuvor. Waren in der Wahlperiode von 1924 bis 1929 erst zwei bürgerliche Interessengruppen ("Bürger heraus" und "Vereinigter Mittelstand") im Gemeinderat vertreten, so verdoppelte sich 1929 ihre Zahl auf vier ("Bürgerblock", "Bürgerliche Arbeitsgemeinschaft", "Einheitsliste Rösrath" und "Gemeinschaftliche Bürgerliste Forsbach"). Die Gesamtzahl der Mandate der Wählergemeinschaften stieg dabei von sieben auf neun. Jedes zweite Gemeinderatsmitglied gehörte somit keiner traditionellen Partei mehr an. 1929 griffen diese Gruppierungen von Hoffnungsthal auf die Ortsteile Rösrath und Forsbach über. Aber noch fehlte die ordnende Hand, die die Wähler dieser Protestgruppierungen bündelte.

Johann Paul: Rösrath in der Weimarer Republik; in: Chronik der Gemeinde Rösrath 2, S. 303ff.