Wirtschaftskrise in Rösrath (1930-1933)

Seit Frühjahr 1930 häuften sich auch in Rösrath die Zeichen der Wirtschaftskrise. Am 13. Mai belagerten Erwerbslose und Wohlfahrtsempfänger das Rathaus, um ihrer von den Kommunisten unterstützten Forderung nach Erhöhung der Fürsorgesätze Nachdruck zu verleihen, ohne dass ihr Verlangen beim Gemeinderat Gehör fand.

Zum Jahreswechsel 1930/31 erreichte die Arbeitslosigkeit im Arbeitsamtsbezirk Bergisch Gladbach, zu dem auch Rösrath zählte, ein bis dahin nie gekanntes Ausmaß. Bereits Anfang 1931 war knapp ein Drittel aller Arbeitnehmer arbeitslos - auf Reichsebene wurde diese Größenordnung erst Anfang 1933 erreicht. Im Januar 1931 bezogen rund vier Fünftel der Erwerbslosen im Bergisch Gladbacher Bezirk Arbeitslosen-, Saison- bzw. Krisenunterstützung vom Arbeitsamt. Die restlichen 20 Prozent der Arbeitslosen waren auf die weitaus geringere kommunale Wohlfahrtserwerbslosenunterstützung angewiesen. Ein verheirateter Arbeitsloser mit mehreren Kindern erhielt Anfang 1930 in Rösrath wöchentlich höchstens 28 RM Unterstützung. Von diesem kargen Betrag mussten auch Miete, Heizung und Strom bezahlt werden.

Zum Jahreswechsel 1930/31 wurde die Erzförderung auf der Grube Altenberg am Lüderich eingestellt. 446 der insgesamt 672 Beschäftigten verloren ihren Arbeitsplatz; 80 von ihnen stammten aus der Gemeinde Rösrath, die Anfang 1931 in der Spitzengruppe der Arbeitslosenstatistik des Arbeitsamtes Bergisch Gladbach rangierte. Während im gesamten Arbeitsamtsbezirk durchschnittlich 47 Empfänger von Arbeitslosen-, Saison- und Krisenunterstützung auf 1000 Einwohner kamen, waren es in Rösrath fast 64. Die Arbeitslosigkeit stieg in Rösrath weiter an, als 1931 das Walzwerk der Firma Gebrüder Reusch stillgelegt wurde und die 130 Mann starke Belegschaft ihre Arbeitsplätze verlor. Erschwerend kam hinzu, dass in Rösrath nach Abschluss des letzten großen Notstandsarbeitsprojekts, der Sülzregulierung im Jahre 1931, neue öffentliche Beschäftigungsprogramme nicht in Sicht.

Die drückenden Wohlfahrtsausgaben höhlten die kommunale Selbstverwaltung schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus. Die stark anwachsenden Wohlfahrtsausgaben zwangen die Gemeinde Rösrath dazu, freiwillige Ausgaben zu streichen, Instandhaltungsarbeiten an kommunalen Einrichtungen hinauszuschieben und Personalkosten durch Stellenabbau in der Verwaltung einzusparen.

Johann Paul: Rösrath in der Weimarer Republik; in: Chronik der Gemeinde Rösrath 2, S. 303ff.