Pogrom in Düsseldorf

Auch in Düsseldorf stellt die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 eine Eskalation der antisemitischen Diskriminierungs- und Verfolgungsmaßnahmen dar. Die Synagoge in der Kasernenstraße wird in Brand gesetzt und zerstört. Noch in den Morgenstunden des 10. November lodern die Flammen, aber die anwesenden Feuerwehrleute schützen anweisungsgemäß lediglich die Nachbarhäuser und sehen dem Untergang der Synagoge tatenlos zu.

Auch das Nebenhaus, in dem die jüdische Volksschule untergebracht ist, wird vollständig demoliert. Auch die Betsäle der aus dem Osten zugewanderten Juden sowie – mit wenigen Ausnahmen – alle Wohnungen, Läden und Betriebe jüdischer Bürger werden zertrümmert.

Es bleibt jedoch nicht bei Gewalt gegen Sachen: Über 70 Menschen werden in Düsseldorf verletzt, drei ermordet, vier weitere sterben wenige Tage später an den ihnen zugefügten Verletzungen. Am nächsten und in den folgenden Tagen werden mindestens 166 Männer und Jugendliche sowie 20 Frauen verhaftet und im Polizeigefängnis inhaftiert, am 16. November schließlich die Männer und einige Jugendliche ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Von dort kommen sie in der Regel erst dann wieder frei, wenn sie entweder die „Arisierung“ ihres Betriebes durchführen mussten oder wenn Auswanderungspapiere vorlagen.

Die Bevölkerung reagiert unterschiedlich: Nicht wenige Düsseldorfer sind angesichts der Brutalität der NS-Schlägerkommandos entsetzt und bieten jüdischen Familien Hilfe an. Andererseits nutzen andere „unbescholtene“ Bürger das Chaos, um sich an jüdischen Eigentum zu bereichern.

Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf (Hg.): Aspekte jüdischen Lebens, S. 15 und 71 sowie Zeitspuren in Düsseldorf, S. 68