„Das Leiden begann erst mit dem Kriegsende“

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs muss Gertrud Hartmann ihre schlesische Heimat gleich zweimal verlassen.

Gertrud Hartmann wird am 12. März 1924 im niederschlesischen Friedeberg geboren, wo sie Kindheit und Schulzeit verbringt. Vom Kriegsgeschehen bis dahin weitgehend verschont, wird Friedeberg am 7. Mai 1945 von der Roten Armee besetzt. Der dramatischen Phase der Besetzung folgt der Zuzug polnischer Siedler, die den Friedeberger nochmals überdeutlich vor Augen führen, dass sie zu den Verlierern des von deutscher Seite ausgelösten Krieges zählen.
Mitte 1946 muss Gertrud Hartmann wie alle deutschen Bewohner den Ort verlassen. Ihr Weg führt sie mitsamt ihrer Familie nach Korschenbroich, wo sie durch einen glücklichen Zufall eine Anstellung als Kindermädchen in einer Fabrikantenfamilie findet. Dennoch erlebt Gertrud den Gegensatz zur alteingesessenen katholischen Bevölkerung als hart und ungerecht. Nachdem sie 1949 geheiratet und 1954 ein kleines Siedlungshäuschen bezogen hat, kommt es zu einer ersten Normalisierung. Aber auch danach bleiben die Flüchtlinge zumeist unter sich. Es dauert schließlich rund 60 Jahre, bis Gertrud Albrecht, wie sie seit 1949 heißt, ihren Frieden mit der neuen Heimat schließen kann. Heute (2011) wohnt Frau Albrecht in Korschenbroich-Pesch