Auswahlkriterien zur Quelle

Die Aufzeichnungen stützen sich in erster Linie auf ein Interview, das ich mit Hannelore Janssen geführt habe sowie auf ihre persönlichen Notizen, die sie im Vorfeld des Gesprächs für mich gemacht hat. Darüber hinaus hat sie mir einige Fotos überlassen, die verschiedene Stationen ihrer Biographie im Nationalsozialismus dokumentieren.

Ferner habe ich verschiedene Aufsätze, Fachbücher und Lexika hinzugezogen, um größere Zusammenhänge zu verstehen und offene Fragen zu beantworten. Da es sich bei Hannelore Janssen um eine im Nationalsozialismus sehr junge Frau handelt (geboren 1923), waren für mich verschiedene spezifische Aspekte des NS interessant, für die ich Spezialliteratur herangezogen habe. Hier sind beispielsweise der BDM, die Rolle der Frau im NS und die Engmaschigkeit des totalitären Regimes zu nennen. Für mich war die Klärung der Frage wichtig, welche Attraktivitätsmomente es gerade für Frauen im Nationalsozialismus gab und wie sich erklären lässt, dass das System bis in die untersten Ebenen hinein so gut funktionierte.

Der Quellenwert des Interviews ist als ambivalent einzuschätzen. Da Hannelore Janssen sich fast ausschließlich auf Fakten beschränkt hat und beim Gespräch Emotionen fast keine Rolle spielten, lässt sich der Ereigniszusammenhang lückenlos nachvollziehen. Allerdings entstehen gerade dadurch Lücken, dass das Interview so relativ emotionslos geführt wurde. Aus ihren Angaben ist wenig zu entnehmen über ihre persönliche Einstellung zum Nationalsozialismus, über etwaige Angst- und Einsamkeitsmomente, über Einschüchterung oder glühende Vaterlandsliebe. Auch aus diesem Grund war Fachliteratur zum Erstellen dieser Biographie unabdingbar, um generelle Aussagen über das Funktionieren des Systems am individuellen Beispiel treffen zu können. Diesbezüglich ist die Literaturlage sehr ergiebig und der Forschungsstand aktuell. Die Auswahl an Literatur, die sich diesen und ähnlichen Fragen widmet, ist enorm groß, und ich habe lediglich eine Auswahl getroffen. Dennoch kann man auch mit Fachliteratur nicht alles schaffen – so bleibt im individuellen Fall vieles unerklärlich, und die Ebene hinter den Fakten bleibt an vielen Stellen verschwommen.



Literatur:

Benz, Wolfgang (Hrsg.): Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Ursachen, Ereignisse, Folgen, Frankfurt a.M. 1995.
Benz, Wolfgang; Graml, Hermann; Weiß, Hermann (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Stuttgart 1997.
Botz, Gerhard (Hrsg.): Schweigen und Reden einer Generation. Erinnerungsgespräche mit Opfern, Tätern und Mitläufern des Nationalsozialismus Wien 2005, S. 9-20.
Bussemer, Thymian: Propaganda und Populärkultur. Konstruierte Erlebniswelten im Nationalsozialismus, Wiesbaden 2000.
Dittberner, Jürgen: Schwierigkeiten mit dem Gedenken. Auseinandersetzungen mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, Opladen 1999.
Erler, Hans (Hrsg.): Erinnern und verstehen. Der Völkermord an den Juden im politischen Gedächtnis der Deutschen, Frankfurt a.M. 2003.
Frauengruppe Faschismusforschung (Hrsg.): Mutterkreuz und Arbeitsbuch. Zur Geschichte der Frauen in der Weimarer Repu-blik und im Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 1981.
Gerber, Pia: Erwerbsbeteiligung von deutschen und ausländischen Frauen 1933-1945 in Deutschland, Frankfurt am Main 1996.
Hehl, Ulrich von: Nationalsozialistische Herrschaft (= Enzyklopädie deutscher Geschichte Bd. 39), München 1996.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt a.M. 2003.
Martin, Klaus: Mädchen im Dritten Reich. Der Bund Deutscher Mädel (BDM), Köln 1983.
Miller-Kipp, Gisela (Hrsg.): „Auch Du gehörst dem Führer“. Die Geschichte des Bundes Deutscher Mädel (BDM) in Quellen und Dokumenten, Weinheim 2001.
Neufurth, Bernd: Solingen 1929-1933. Eine Studie zur Auflösung der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Macht-übernahme in einer Kommune, Sankt Augustin 1984.
Pätzold, Kurt; Runge, Irene: Kristallnacht. Zum Pogrom 1938, Köln 1988.
Reith, Reinhold: Lexikon des alten Handwerks. Vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, München 1990.
Rosenthal, Heinz: Solingen, Geschichte einer Stadt. Aus der Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, Duisburg 1975.
Rüther, Martin: Köln im Zweiten Weltkrieg. Alltag und Erfahrungen zwischen 1939 und 1945, Köln 2005.
Schmidt, Maruta; Dietz, Gabi (Hrsg.): Frauen unterm Hakenkreuz. Eine Dokumentation, München 1985.
Schreckenberg, Heinz: Erziehung, Lebenswelt und Kriegseinsatz der deutschen Jugend unter Hitler. Anmerkungen zur Litera-tur, Münster 2001.
Sternheim-Peters, Eva: Die Zeit der großen Täuschungen. Mädchenleben im Faschismus, Bielefeld 1989.
Süllwold, Fritz: Deutsche Normalbürger 1933-1945, München 2001.
Szepansky, Gerda: Blitzmädel, Heldenmutter, Kriegerwitwe. Frauenleben im Zweiten Weltkrieg, S. 9-18.
Thalmann, Rita: Frausein im Dritten Reich, München 1984.
Vogel, Angela: Das Pflichtjahr für Mädchen. Nationalsozialistische Arbeitseinsatzpolitik im Zeichen der Kriegswirtschaft, Frank-furt am Main 1997.
Watzke-Otte, Susanne: „Ich war ein einsatzbereites Glied in der Gemeinschaft...“. Vorgehensweise und Wirkungsmechanismen nationalsozialistischer Erziehung am Beispiel des weiblichen Arbeitsdienstes, Frankfurt am Main 1999.
Weingartz-Perschel, Karin: „Aber wir haben das überstanden. Wir wollten ja überleben.“ – Solinger Frauen erinnern sich, Solin-gen 1996.
Wistrich, Robert: Wer war wer im dritten Reich, München 1983.