Auswahlkriterien zur Quelle

Über Rudolf Hartung liegt bislang keine Biografie vor. All das, was hier zu seiner Person mitgeteilt wird, ist aus den Quellen erarbeitet und damit neu.

Als Quellen standen hierfür insbesondere drei verschiedene Überlieferungen zur Verfügung:

1.) Der Nachlass Rudolf Hartungs, der dem NS-Dokumentationszentrum von der jüngsten Tochter zur Verfügung gestellt wurde und der die unterschiedlichsten Materialien enthält:

Im Original liegen all jene Schriftstücke vor, die aus Hartungs Feder stammen oder – wie Urkunden, Auszeichnungen usw. - direkt seine Person betreffen. So ist ein umfangreicher Briefwechsel mit Schwerpunkt auf der Zeit der Internierung in den Jahren 1945-1948 überliefert. Aber auch aus früheren Jahren liegen Briefe u.ä. vor. Diese Materialien wurden allerdings kaum ausgewertet und harren einer intensiven Bearbeitung.

Im Original oder in Durchschlägen sind außerdem umfangreiche Materialien zum Spruchgerichts- und Entnazifizierungsverfahren im Nachlass enthalten.

Des Weiteren sind ihm Kopien von Quellen hinzugefügt, wie beispielsweise das Volksgerichtsurteil, an dem Hartung im September 1944 mitwirkte, oder die Unterlagen aus dem Universitätsarchiv Köln, die seine Tätigkeit im universitären Rahmen zum Inhalt haben. Auch Hartungs Tätigkeit als Verfasser einiger Aufsätze spiegelt sich in dem Bestand wider.

Schließlich enthält der Nachlass noch einige Tagebuchaufzeichnungen des Arztes. Hiervon wurden nur jene kurzen Notizen ausgewertet, die er in den Jahren 1955/56 verfasste, während die Tagebücher aus der NS-Zeit ebenfalls noch erforscht werden müssen.

2.) Im Bundesarchiv in Koblenz wird die umfangreiche Spruchgerichtsakte über Rudolf Hartung aufbewahrt, der zahlreiche Informationen entnommen sind.

3.) Schließlich ist im NS-Dokumentationszentrum ein Interview mit der – zwischenzeitlich verstorbenen - ältesten Tochter Rudolf Hartungs archiviert, das im Jahr 1991 geführt wurde. Die Informationen von seiner jüngsten Tochter sind einem Buch über „Täterkinder“ entnommen, wobei darauf hingewiesen sei, dass diese hier unter dem Pseudonym „Heidrun“ auftritt.

Es sei noch darauf hingewiesen, dass Hartungs Rolle bei der Euthanasie der Untersuchung von Winfried Süß entnommen ist, die im Jahr 2003 unter dem Titel „Der ‚Volkskörper’ im Krieg. Gesundheitspolitik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939-1945“ veröffentlicht wurde. Die entsprechenden Passagen fußen auf Materialien aus dem Historischen Archiv der Stadt Köln.

Insgesamt kann zur Rekonstruktion der Hartungschen Biografie auf sehr breit gefächertes Material zurückgegriffen werden, das entsprechend tiefe Einblicke in die einzelnen Stationen des Lebenswegs ermöglicht. Dabei kommt den Aussagen der beiden Töchter sicherlich ein besonderer Stellenwert zu, denn nur durch den so gewährten Blick „hinter die Kulissen“ wird der Mensch Hartung in seinen Intentionen und seinem privaten Verhalten greifbar.