Auswahlkriterien zur Quelle

Im Zuge der alliierten und bundesdeutschen Gerichtsverfahren gegen Josef Hoegen wurden umfangreiche Akten zusammengetragen. Die zahlreichen Zeugenaussagen, Stellungnahmen des Angeklagten, juristische Ermittlungsergebnisse sowie die Urteilsschrift bilden die Quellengrundlage der vorliegenden Lebensgeschichte.

Diese Quellenauswahl verweist auf die generellen Probleme bei der Rekonstruktion der Gestapotätigkeit in Köln. Sämtliche Gestapoakten wurden zum Kriegsende durch Beamte dieser Behörde vernichtet. Einzige Ausnahme bilden Ermittlungsakten eines Sonderkommandos, in dem auch Hoegen zum Kriegsende eingesetzt war. Die Akten gewähren einen kleinen Einblick in die Tätigkeit der Kölner Gestapo in den Jahren 1944/45. Die knappen Vernehmungsprotokolle beschränkten sich allerdings auf die Wiedergabe der Aussagen der Gestapohäftlinge. Der Ablauf des Verhöres sowie die Misshandlungen und Aussageerpressungen wurden nicht aktenkundig. Ein interner Gestapoerlass hatte die gängige Folterpraxis erlaubt. Um den Anschein eines rechtmäßigen Verhöres zu wahren, sollte dieses Vorgehen allerdings nicht schriftlich dokumentiert werden.

Die Gestapotätigkeit Hoegens kann nur durch die rückblickenden Aussagen seiner ehemaligen Opfer rekonstruiert werden. Vor Gericht leugnete Hoegen die Vorwürfe weitgehend. Mehrere hundert Belastungsaussagen sprachen jedoch eine andere Sprache. Übereinstimmend berichteten die Zeugen von schwersten Misshandlungen durch Hoegen.

Während Gestapotätigkeit und Gerichtsverfahren gegen Hoegen gut dokumentiert sind, werfen die vorliegenden Quellen auf andere Aspekte der Biographie ein schwächeres Licht. Das familiäre Umfeld, Kindheit und Jugend des späteren Gestapobeamten, sein beruflicher Werdegang vor dem Eintritt in den Gestapodienst sowie der persönliche und berufliche Werdegang nach der Haftentlassung 1953 können nur in Ansätzen rekonstruiert werden.

Literaturhinweise:
Zur Kölner Gestapo:
- Huiskes, Manfred: Die Wandinschriften des Kölner Gestapo-Gefängnisses im EL-DE-Haus 1943 – 1945, Köln/ Wien 1983
- Roeseling, Severin: Konkurrenz, Arbeitsteilung, Kollegialität – Zum Verhältnis von Polizei und Gestapo in Köln, IN: Buhlan, Harald/ Jung, Werner (Hrsg.): Wessen Freund und wessen Helfer? – Die Kölner Polizei im Nationalsozialismus, Köln 2000, Seiten 198 bis 229

Zur Verfolgungspraxis des „Kütter-Kommandos“ zum Kriegsende:
- Rusinek, Bernd A.: Gesellschaft in der Katastrophe – Terror, Illegalität, Widerstand: Köln 1944/45, Essen 1989
- Rüther, Martin: Köln im Zweiten Weltkrieg – Alltag und Erfahrungen zwischen 1939 und 1945, Köln 2005

Zum Prozess gegen Josef Hoegen u.a. sowie zur rechtlichen Ahndung der Gestapoverbrechen:
- Lukaßen, Dirk: „Menschenschinder vor dem Richter“ – Kölner Gestapo und Nachkriegsjustiz: Der „Hoegen-Prozess“ vor dem Kölner Schwurgericht im Jahr 1949 und seine Rezeption in den lokalen Tageszeitungen, Siegburg 2006