Autoren

Diese Lebensgeschichte wurde von Corinna Bick-Wolber verfasst. Hier ihr Projektbericht:


Im Wintersemester 2006/2007 fand an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ein Projektseminar unter folgendem Titel statt:

„Erstellung multimedialer Biographien zur NS-Zeit im Rheinland“.

Dieses Seminar wurde von Dr. Nicola Wenge geleitet, die hauptberuflich im NS-Dokumentationszentrum in Köln tätig ist. Zunächst konnte ich mir unter dem Titel nicht viel vorstellen, ging aber aus einem generellen Interesse an Regionalgeschichte und am Nationalsozialismus hin, um es mir zunächst einmal anzusehen.

Das Ziel des Projektseminars wurde dann schnell klar: Auf der Homepage www.lebensgeschichten.net werden Biographien von Personen veröffentlicht, die die Zeit des Nationalsozialismus bewusst erlebt haben. Hierbei ist es den Initiatoren der Seite wichtig, einen möglichst breiten Überblick zu geben, so dass dort Portraits von Tätern, Opfern und Mitläufern des Nationalsozialismus zu finden sind. Ein weiteres Ziel ist es, Geschichte jenseits von Schulbüchern greifbar zu machen. Recherchieren und schreiben kann diese Lebensgeschichten prinzipiell jeder, was den besonderen Reiz des Projekts ausmacht. So konnten auch wir uns als Studenten (gut betreut) einmal dem praktischen Arbeiten zuwenden und lernen, wie man eine solche Arbeit richtig angeht – von der Literatursichtung über die Auswahl einer Person, die Wahl der Quellen bis hin zum Schreiben und Veröffentlichen der Biographie auf der Homepage.

Die Arbeit, die direkt zu Beginn des Semesters anfiel, wurde in kleinere „Häppchen“ aufgeteilt, erwies sich dann aber als doch sehr aufwändig und zog sich bis ins folgende Sommersemester hinein. Dies war manchmal – neben all den anderen Pflichten – nicht leicht zu bewältigen. Allerdings ist unbedingt hervorzuheben, dass das Projekt an sich einen großen Reiz ausübte und dass es von Vorteil war, dass wir im Seminar nur fünf Teilnehmerinnen waren. So entstand eine gute und meist konzentrierte Arbeitsatmosphäre - wir motivierten uns gegenseitig und übten regelmäßig Kritik aneinander. Frau Wenge musste hin und wieder Strenge walten lassen, aber dennoch blieben letztlich alle am Ball und brachten ihr Projekt zu Ende.

Für mich persönlich war es von besonderer Bedeutung, im Rahmen des Projekts ein Stück meiner eigenen Familiengeschichte aufzuarbeiten, indem ich die Lebensgeschichte meiner Großmutter – einer Mitläuferin – recherchierte und ausarbeitete. So habe ich nicht nur Praktisches gelernt, sondern auch Familienwissen erforscht und in gewisser Weise bewahrt, das sonst vielleicht mit dem Tod meiner Großmutter für immer verschwunden wäre.

Trotz aller Arbeit kam auch der Spaß nicht zu kurz. Neben zwei Exkursionen ins NS-Dokumentationszentrum in Köln und in die Mahn- und Gedenkstätte in Düsseldorf blieb auch Zeit, auf den Weihnachtsmarkt und ins Café zu gehen. Dies trug mit dazu bei, ein persönliches Verhältnis zueinander aufzubauen, was im anonymen Universitätsalltag ansonsten leider untypisch ist.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass das Projektseminar eine zuweilen anstrengende, aber sehr wertvolle Erfahrung für mich war. Das oft propagierte Ziel, Studenten nicht nur theoretisches Wissen zu vermitteln, wurde hier endlich einmal erfolgreich in die Tat umgesetzt. Ich danke Frau Wenge an dieser Stelle für ihr Engagement und ihre Geduld und meinen Kommilitoninnen für ihre stets konstruktive Kritik.

Corinna Bick-Wolber