Autoren

Diese Lebensgeschichte wurde von Lars Dannenberg verfasst. Hier sein Projektbericht:

Die Lebensgeschichte von Walter Otto Dannenberg entstand im Rahmen eines Projektseminars an der Universität zu Köln im Sommersemester 2007, unter der Leitung von Dr. Martin Rüther, Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums in Köln.

Das Projekt “lebensgeschichten.net“ als auch das gleichnamige Seminar haben das Ziel, Biographien einer Person zu verfassen, die als ein Zeitzeuge den Nationalsozialismus aus ihrer Sicht rekapituliert, Stellungnahmen zu Tätern und Opfern nimmt und die das Gefühl jener Zeit beschreibt, die für die später geborenen Jahrgänge kaum greifbar ist. Es sollen Begebenheiten dokumentiert werden, die so womöglich indirekt im Geschichtsbuch stehen, aber als Teil der Geschichte einen enormen Beitrag zum Geschichtsbewusstsein leisten können. Warum spricht man in der Gesellschaft “von der Gnade der späten Geburt“? War das Leben als solches überhaupt nicht lebenswert – funktionierte der Mensch als kleines Rädchen?

Die Auswahl dieser Person war keinen strikten Kriterien unterworfen. Ob nun parteilos oder überzeugter Nationalsozialist, ob nun fürsorgliche Mutter von 3 Kindern oder vaterlandsliebender Soldat an der Ostfront, ob familienzugehörig oder völlig fremd, ob lebend oder bereits verstorben.

Zu Beginn des Seminars wurden die Teilnehmer in die Kunst des Bibliographierens eingeweiht, erste Vorstellungen zur Person wurden lebhaft diskutiert und es wurden äußerst interessante Führungen durch das EL-DE-Haus angeboten. Der Seminarleiter Herr Rüther wies uns zudem auf mögliche Schwierigkeiten im Laufe unserer bevorstehenden Interviews hin und machte uns auf selbst heute noch vorhandene Widerstände aufmerksam, die das Thema Nationalsozialismus hervorrufen können.

Ich entschied mich trotz anfänglicher Bedenken, die Lebensgeschichte meines Großvaters aufzuschreiben. Mit seinen 91 Jahren fällt es ihm immer schwerer, sich längere Zeit konzentriert an Vergangenes zu erinnern. Ein kurzes, intensives Gespräch mit ihm zu Beginn des Seminars, ließ mich jedoch das Potential für die Lebensgeschichte erkennen und somit jegliche Zweifel vergessen.

Die Arbeit mit meinem Großvater machte von Sitzung zu Sitzung mehr Spaß, das Gesamtwerk setzte sich aus vielen Fragmenten langsam zusammen und immer mehr, längst verdrängte oder vergessene Momente, im Besonderen im Kriege kamen nach und nach zum Vorschein. In der äußerst persönlichen und auch privaten Atmosphäre zwischen Großvater und Enkel entwickelte sich die notwendige Vertrautheit, um vor allem die negativen Momente des Lebens mit gebührendem Respekt behandeln zu können.

Für mich trat der eigentliche Sinn und Zweck eines Seminars, den Erwerb eines Scheines zur Erfüllung der universitären Vorgaben und dies, wenn möglich mit wenigem Aufwand, in den Hintergrund; die Intention dieses Projektes und die Arbeit mit meinem Großvater war es wert, mehr Zeit als sonst zu investieren.


Für die Leitung des Seminars und die immer kompetente und nette Unterstützung möchte ich mich bei den Herren Dr. Martin Rüther und Dirk Lukaßen bedanken.


Köln, im Oktober 2007 – Lars Dannenberg