Als „Halbjüdin“ verfolgt

Hannelore Hausmann wächst als Kind einer katholischen Mutter und eines jüdischen Vaters in Köln auf. Sie überlebt Krieg und Verfolgung, kann aber das Trauma der NS-Zeit erst nach Jahrzehnten überwinden.

Hannelore Hausmann wird am 28. April 1928 in Köln-Braunsfeld geboren. Die katholische Mutter und der jüdische Vater erziehen Hannelore im katholischen, ihren Bruder Walter im jüdischen Glauben.

Die wirtschaftliche Situation der Familie verschlechtert sich, nachdem der Vater 1933 arbeitslos wird. Im Januar 1939 emigriert der Bruder mit einem Kindertransport nach England. Im Sommer des gleichen Jahres lassen sich die Eltern scheiden. In Nachbarschaft und Volksschule erfährt Hannelore als "Halbjüdin" zwar auch Unterstützung, überwiegend aber Anfeindungen. Obwohl sie Klassenbeste ist, darf sie die Höhere Schule nicht besuchen. Sie fühlt sich zunehmend isoliert und verängstigt.

Hannelores Vater muss nach der Scheidung in ein „Judenhaus“ umziehen und seit 1941 Zwangsarbeit leisten. Er wird im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert und in Auschwitz ermordet. Bis zur Deportation hält Hannelore in bedingungsloser Solidarität engen Kontakt zu ihm. Nach der Absolvierung des "Pflichtjahrs" beginnt sie Mitte 1943 eine Schneiderlehre. Ende des Jahres wird sie vor einer bevorstehenden Verhaftung gewarnt und taucht unter. Sie überlebt Krieg und Verfolgung dank zahlreicher Helfer und Helferinnen. Im März 1945 wird Hannelore Hausmann in einem Dorf in der Eifel von den Amerikanern befreit. 1946 findet sie ihren Bruder wieder. Erst nach über 50 Jahren ist sie in der Lage, über ihre Geschichte als „Halbjüdin“ zu sprechen und schreibt aus therapeutischen Gründen ein autobiografisches Buch.

Hannelore Hausmann lebt heute (2006) in Bad Neuenahr.