Vom katholischen Wehrmachtssoldaten zum Kommunisten: Bruch mit dem Nationalsozialismus in der Kriegsgefangenschaft

Als 19-jähriger Wehrmachtssoldat gerät Josef Angenfort in russische Kriegsgefangenschaft und wird zum Kommunisten. Es bleibt nicht die einzige Zeit der Gefangenschaft in seinem Leben.

Josef Angenfort entstammt einer katholischen Arbeiterfamilie und wächst im Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk auf. Die Familie steht dem NS kritisch gegenüber. Trotzdem tritt Josef Angenfort 1937 in die Hitlerjugend ein und ist als Schüler von den Erfolgen der deutschen Armee durchaus angetan. Nach dem Abitur 1942 wird er selbst zur Wehrmacht eingezogen und an die Ostfront bei Leningrad geschickt. Dort gerät er in Kriegsgefangenschaft und durchläuft, angestoßen durch die sowjetische Schulungsarbeit im Lager, einen mehrjährigen Umdenkprozess. Zwischen 1944 und 1949 nimmt er an zwei antifaschistischen Lehrgängen teil und arbeitet schließlich selber als Dozent an einer "Antifaschule". Während dieser Zeit findet er seine politische Überzeugung und wird zum Kommunisten.

Vier Jahre nach Kriegsende kehrt Josef Angenfort nach Düsseldorf zurück und engagiert sich von da an für den Kommunismus. Als Landtagsabgeordneter der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und Leiter der Freien Deutschen Jugend (FDJ) wird er in Zeiten des Kalten Krieges politisch verfolgt und 1953 erstmals verhaftet. Nach der Verurteilung wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens, verbringt er vier Jahre im Zuchthaus. Danach ist er weiterhin für die mittlerweile verbotene KPD tätig. Als er 1962 erneut verhaftet wird, gelingt ihm bei einem Gefangenentransport die Flucht in die DDR. Sechs Jahre später kehrt Josef Angenfort in die BRD zurück und wird Mitglied der gerade gegründeten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). 1989 erlebt er die Niederlage des Sozialismus durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und kann sich über die deutsche Wiedervereinigung nicht recht freuen. In der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) ist er weiterhin politisch engagiert. Er lebt heute (2007) in seiner Heimatstadt Düsseldorf.