„Missbraucht, verraten und verkauft“

Aufgewachsen in einem nationalsozialistischen Elternhaus und geprägt durch die schulische Erziehung tritt Edgar Gielsdorf, Jahrgang 1925, bereits 1933 in die „Hitler-Jugend“ ein. Schnell steigt er in der Hierarchie auf und wird 1942 zum HJ-Bannführer ernannt. Als Wehrmachtssoldat kämpft er seit August 1943 voller Überzeugung für den deutschen „Endsieg“. Erst in der Internierungshaft beginnt ein langer und schmerzhafter Prozess der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.

Edgar Gielsdorf wird am 27. April 1925 in Köln als erstes von drei Geschwistern geboren. Geprägt durch seinen Vater, einem arbeitslosen Handlungsgehilfen der bereits vor 1933 mit der NSDAP sympathisiert, sowie seinem Volksschullehrer, einem Antisemiten und überzeugtem Nationalsozialisten, entwickelt er sich bereits als Kind zu einem überzeugten Nationalsozialsten.

Bereits mit acht Jahren tritt Edgar Gielsdorf auf Initiative seines Lehrers in das „Deutsche Jungvolk“ ein. Der Jugenddienst entwickelt sich bald zum bestimmenden Lebensinhalt. Große Begeisterung und bedingungsloses Engagement lassen ihn in der HJ-Hierarchie rasch aufsteigen. 1942 wird Edgar Gielsdorf zum (kommissarischen) HJ-Bannführer befördert - dem jüngsten im „Großdeutschen Reich“.

Im August 1943 erfolgt die Einberufung zur Wehrmacht. Wie in der HJ, so setzt sich Edgar Gielsdorf auch als Soldat bedingungslos für den deutschen „Endsieg“ ein. Weder eine Verwundung noch die sich anbahnende Niederlage des Deutschen Reiches lassen ihn an seinen Überzeugungen zweifeln.

Nachdem sich Edgar Gielsdorf nach Kriegsende zunächst der alliierten Gefangennahme entziehen kann, gerät er im Dezember 1945 in britische Internierungshaft. Diese Haft bildet den Beginn eines langwierigen und schmerzhaften, aber ehrlichen Prozess der kritischen Aufarbeitung der NS-Ideologie und der eigenen Rolle im NS-Regime. Seit Anfang der 1990er Jahre setzt sich Edgar Gielsdorf in Schülerprojekten und als Zeitzeuge auch öffentlich für politische Aufklärungsarbeit ein. 1994 erscheint seine Autobiographie „Vom Christkind eine Landsknechtstrommel“.

Edgar Gielsdorf stirbt im September 2004 in Köln.